Langsam ist es zur Gewohnheit geworden: Der Dezember bringt einen neuen Star Wars-Film. Nichtsdestotrotz war die Anspannung groß, wie die Geschichte der neuen Trilogie in Episode VIII fortgesetzt wird.

Keine Angst, eine ausgiebige Inhaltsangabe wird es an dieser Stelle nicht geben. Denn Star Wars, so auch der Tipp von Regisseur Rian Johnson, sieht man am besten so unwissend wie möglich. Es kann dennoch verraten werden, dass Episode VIII genau da weitermacht, wo Das Erwachen der Macht aufgehört hat: Während die Rebellen sich vor der First Order in Acht nehmen müssen, versucht Rey Luke Skywalker zu überreden, zurückzukommen und den Rebellen zu helfen.

Ein häufiger Kritikpunkt an Episode VII war, dass viele Handlungspunkte stark an den originalen Star Wars erinnerten. Während das dort allerdings noch akzeptabel war, um die Zuschauer in die neue Star Wars-Welt einzuführen, musste Rian Johnson im neuen Film zeigen, dass die Story ihre eigenen Wege gehen kann. Und auch wenn der Film zu Beginn sicher so wirkt, als könnte er sich ebenso stark an Das Imperium schlägt zurück orientieren, schafft er es dennoch bald, sich durch mutige Entscheidungen und interessante Aspekte abzugrenzen.

Zieht der Film im ersten Drittel noch ein wenig gemächlich vor sich hin, entwickelt Johnson im Rest des Films vor allem in den Beziehungen der Figuren sehr interessante Konstellationen, die einen oft im Unklaren lassen, wer auf wessen Seite ist. Der Film verlässt sich nicht zu sehr auf den Nostalgiefaktor, sondern versucht, größtenteils sehr gelungen, die Reihe neu zu erfinden. Die großen offenen Fragen werden dabei auf eine Weise beantwortet, die einige sicherlich erstaunt zurücklassen wird. Dabei zieht der Film gekonnt an sämtlichen Konventionen der Reihe vorbei. So sind zwar ein paar einzelne Szenen etwas seltsam geraten, dafür ergibt sich allerdings auch ein Haufen toller und überraschender Momente.

Johnson entwickelt hier zum ersten Mal eine Star Wars-Welt, die sich real anfühlt. Eine Welt, in der gut und böse nicht immer klar zu trennen ist. Eine Welt, in der Charaktere Fehler machen und falsche Entscheidungen treffen. Eine Welt, in der die offensichtliche Lösung nicht immer die beste ist. Eine Welt, in der sich sogar die Porgs, ihres Zeichens eigentlich nur fleischgewordene Spielzeugvorlagen, gelegentlich dem Kreislauf des Lebens hingeben müssen. Gelegentlich wirkt es so, als ob Johnson eine große Metapher auf unsere eigene Welt etablieren will, und auch wenn das nur in Ansätzen passiert, schließlich ist das Ganze immer noch Mainstream-Popcornkino, ist es doch extrem erfrischend.

Die Charaktere aus Episode VII werden gut weitergeführt, auch Neulinge wie die Rebellin Rose Tico (Kelly Marie Tran) oder der Codebreaker DJ (Benicio del Toro) fügen sich gut ein. Wer bislang noch etwas unterrepräsentiert war, bekommt in Episode VIII seine Chance, zu glänzen, so darf auch Rebellenpilot Poe Dameron (Oscar Isaac) etwas mehr von sich zeigen. Insgesamt weiterhin ein sehr gelungener Cast.

Und auch für das Auge gibt es einiges: Überzeugt die Eröffnungsszene noch nicht zu hundert Prozent und ist das CGI am Anfang noch ein wenig aufdringlich, so glänzt der Film im späteren Verlauf immer wieder mit großartigen Ideen in der Inszenierung, sei es die wunderbare Artenvielfalt auf Lukes Insel oder die im Trailer bereits angeteaste Schlacht auf dem Salzplaneten, die einen der beeindruckendsten optischen Kniffe der gesamten Reihe bereithält.

Dass der Film letztendlich dann trotz aller Wendungen doch an einem nicht wirklich überraschenden Punkt endet, lässt sich verkraften. Der Weg ist schließlich das Ziel.

Fazit

Trotz einiger Längen und ein paar mitunter seltsamer Momente ist Star Wars – Die letzten Jedi der bislang stärkste der neuen Star Wars-Filme. Rian Johnson schafft es nicht nur, einen Bogen zum großen Finale der Trilogie zu schlagen, sondern verpasst der Reihe auch einen neuen, überzeugenden Stil. Ein großer Spaß, der durch teilweise mutige Entscheidungen sicherlich die Zuschauer spalten wird, aber definitiv seinen eigenen Weg geht.

Wertung

8/10