Es ist wieder mal soweit: Das Fantasy Film Fest, das renommierteste Genrefilmfestival Deutschlands, startet einen seiner kleineren Saisonableger. Hier der zweite Teil eines kleinen Überblicks über die Filme der White Nights.

Cold Skin

Wer hätte erwartet, dass Shape of Water nicht der einzige Film auf dem Festival ist, in dem sich Menschen in Fischwesen verlieben? Xavier Gens‘ neuer Film Cold Skin handelt vom jungen Friend, der sich aus unbekannten Gründen zum Wetterdienst auf eine verlassene Insel versetzen lässt. Dort trifft er auf den grantigen Leuchtturmwärter Gruner und die mysteriösen Fischmonster, die nachts zum Angriff ausholen. Bis auf die schüchterne Aneris, die Gruner als Haustier in seinem Leuchtturm hält… Cold Skin ist ein netter Abenteuerfilm, der mitunter aber recht repetetiv wird. Wenn die beiden Hauptcharaktere sich mal wieder auf den Leuchtturm stellen und Monster abschießen, zieht sich das schon etwas in die Länge. Nichtsdestotrotz bietet der Film solide Unterhaltung, ein interessantes Monsterdesign und eine gute Botschaft, die allerdings auch relativ schnell offensichtlich wird. Kann man mal machen!

Bewertung 6/10

 

The Little Hours

Eine Verfilmung eines Teils von Boccaccios mittelalterlicher Novellensammlung Decamerone als Komödie mit Aubrey Plaza, Alison Brie, Dave Franco und einem Haufen weiterer amerikanischer Komödienveteranen klingt zunächst mal nach einer sehr abgefahrenen Idee. Wie so etwas (zumindest teilweise) funktionieren kann, zeigt Jeff Baenas Film The Little Hours. Herrlich respektlos nimmt sich der Film alle Freiheiten, die er will, es wird wild drauf losgeflucht und wer einen historisch akkuraten Film sucht, wird hier wohl nicht wirklich fündig. Das führt letztendlich immer wieder zu den gleichen Gags, die aber trotzdem immer wieder zu überzeugen wissen. Schön ist hier, wenn der Film sich zwischendurch plötzlich genau dann strikt an die Vorlage hält, wenn diese in ihrer mittelalterlichen Geschichtenlogik besonders angreifbar ist. So wird die Szene, als der König den Liebhaber seiner Frau sucht und ihm einen Haarballen abschneidet, um ihn am Morgen zu erkennen, in so hellem Ambiente gefilmt, dass es um so absurder wirkt, warum er ihn nicht gleich schon erkennen kann. Alles in allem ein amüsanter Film, der schön mit der Vorlage spielt, auch wenn im großen und ganzen nicht so viel dabei herauskommt.

Bewertung 6/10

 

Les Affamés

Die Story ist schnell erzählt: Eine Gruppe Überlebender schließt sich während einer Zombieapokalypse zusammen und zieht umher auf der Suche nach einem sicheren Unterschlupf. Daraus kann man viel machen, leider fällt Robin Aubert in seinem Film allerdings nicht genug davon ein, um einen Film damit zu füllen. So sehen wir zwar verstörende, schreiende Zombies und ein paar nette Aufnahmen, aber letztendlich nicht viel, was man in diesem Genre nicht schon tausendmal gesehen hat. Ein paar Mal bricht der Film aus dieser Tristesse aus und liefert wie aus dem Nichts eine starke Szene, nur um dann wieder in einer elend langen Rumschleichsequenz zu verschwinden. Dieser Film würde wohl als Kurzfilm deutlich besser wirken, so ist hier leider eher Einschlafgefahr. Was schade ist, da hier sicherlich Momente existieren, die man nicht verpassen sollte.

Bewertung 5/10

 

The Shape of Water

Guillermo del Toros neues Werk ist, da gibt es wohl keine zwei Meinungen, wunderschön inszeniert. Die Geschichte um die stumme Putzfrau Elisa, die sich bei ihrer Arbeit in einer Forschungsstation in ein mysteriöses Fischwesen verliebt und es aus der Gefangenschaft befreien will, ist ein modernes Märchen, dass allerdings nicht mit Hommagen und Referenzen an das alte Kino und klassische Erzählungen spart. Doch darin scheint sich del Toro ein wenig zu verlieren, denn während die Grundgeschichte über die Verbindung der beiden Hauptcharaktere sehr interessant erzählt wird, verlieren sich die Nebenstränge oft in Klischees und Belanglosigkeiten. Hierbei fällt vor allem Michael Shannon auf, der als sehr eindimensionaler Bösewicht offensichtlich den Typus des weißen, konservativen Trump-Wählers verkörpern soll. Das geschieht leider auf sehr platte und uninspirierte Weise, nichtdestotrotz sind solche offensiv hineingepressten politischen Botschaften sicherlich auch ein Grund, warum sich der Film zu einem der großen Oscarfavoriten gemausert hat. Letztendlich ist Shape of Water ein schön erzähltes Märchen, dass sich aber ein bisschen mehr aufs Wesentliche hätte fokussieren können.

Bewertung 7/10

 

The Lodgers

Ein altes Haus, zwei elternlose Geschwister, ein alter Fluch. Das Grundsetting des Gothicdramas von Brian O’Malley ist schnell aufgebaut und wirkt auf den ersten Blick nicht sehr innovativ. Dennoch gelingt es dem Regisseur, die Geschichte durch eine interessante Charakterzeichnung und stimmungsvolle Inszenierung zu einem durchaus spaßigen Erlebnis zu machen. Besonders überzeugen kann hier Charlotte Vega in der Hauptrolle, die ihrer Figur eine interessante Identität gibt. Insgesamt ein schöner, kleiner Gruselfilm, der ezeigt, dass man O’Malley im Auge behalten sollte.

Bewertung 7/10