Diese Kritik erschien ursprünglich auf www.starplayers.de

Mit Prometheus hat Ridley Scott 2012 dem Alien-Franchise eine Vorgeschichte geliefert und dabei nicht wirklich überzeugt. Ob er mit Alien: Covenant aus seinen Fehlern gelernt hat, klärt unsere Review.

Als die Crew des Kolonialisierungsraumschiffes Covenant durch einen Weltraumsturm aus ihrem Schlaf gerüttelt wird, ist die Stimmung mäßig. Denn der Unfall hat nicht nur einige zu reparierende Schäden am Schiff verursacht, auch der Captain (beeindruckend kurzer Auftritt: James Franco) ist durch einen Kurzschluss in seiner Schlafzelle verbrannt. Doch dann empfängt das Schiff einen Funkspruch von einem Planeten, der sehr viel näher und kolonisierungstauglicher scheint als ihr Ziel. Also wagt die Crew einen Abstecher und findet auf dem Planeten nicht nur den letzten Überlebenden der Prometheus, Android David (Michael Fassbender), sondern, wie sollte es anders sein, auch eine dem Zuschauer nicht ganz unbekannte außerirdische Lebensform…

Eines vorweg: Wer anhand der Promo dieses Filmes und Ridley Scotts Aussagen geglaubt hat, er bekomme hier wieder einen klassischen Alien-Film zu sehen, der wird enttäuscht werden. Das Alien ist auch hier eher eine Nebenfigur, obwohl es sicherlich deutlich mehr Screentime als in Prometheus bekommt. Stattdessen konzentriert sich Scott darauf, einen der wenigen Handlungsstränge in den Fokus zu rücken, der den Vorgängerfilm interessant machte: Hauptfigur ist hier klar der mysteriös auftretende Roboter David. Ihm wird mit dem Covenant-Androiden Walter (ebenfalls Fassbender) ein Gegenstück entgegengestellt, was zu einigen fantastischen Szenen führt (die Flöte!).

Dem Plot um David, der einige interessante Ideen bereithält und dabei gleichzeitig auch dem Vorgängerfilm einen tieferen Sinn gibt, sind die Auftritte des Aliens entgegengestellt, die allerdings wenig neue Einfälle bereithalten. Es fehlt eine wirklich herausstechende Szene, das hat man alles irgendwie schonmal gesehen. Dem Film ist hier deutlich anzumerken, dass Scott wenig Interesse an Horrorelementen hat, sondern viel lieber seine Geschichte weiterbringen würde. Gebessert hat sich auf jeden Fall, dass die Crew in diesem Ableger wieder deutlich weniger dumme Entscheidungen macht, bis auf eine Szene, in der das aber auch eindeutig beabsichtigt und auf absurde Weise genial einsetzt wurde.

Sicher haben sich auch in Alien: Covenant wieder einige Logikprobleme eingeschlichen und falls die finale Enthüllung als Twist geplant war (wovon ich nicht ausgehe, was aber häufig als Kritikpunkt zu hören ist), ist das wirklich ein wenig peinlich. Insgesamt hat Scott allerdings gut daran getan, die Aliens ein wenig zurückzustellen und sich auf die Story zu fokussieren, den die hat auch für zukünftige Filme durchaus Potential!

Gelungener Cast mit einem großen Coup

Beim Cast hat Ridley Scott, ähnlich wie bei Prometheus, mal wieder ein gutes Händchen bewiesen. Danny McBride (Ananas Express, Sausage Party) macht auch in einer ernstereren Rolle eine überzeugende Figur. Schade, dass James Franco keinen wirklichen Auftritt bekommen hat, die Dynamik der beiden außerhalb von überzogenen Komödien wäre sicherlich interessant gewesen. Ebenfalls überzeugend ist der Auftritt von Katherine Waterston, die spätestens nach ihren Auftritten in Inherent Vice und Phantastische Tierwesen, dass mit ihr zu rechnen ist. Auch hier liefert sie eine überzeugende Performance ab und fügt sich perfekt in die Crewmechanik ein.

Auch der Rest der Crew überzeugt, auch wenn einige Charaktere es nicht schaffen, in ihrer (teilweise zugegeben recht kurzen) Zeit auf der Leinwand eine eigene Persönlichkeit aufzubauen. Vor allem Billy Crudup (Almost Famous, Watchmen) wirkt teilweise ein wenig fehl am Platz. Ihn kann man übrigens gerade im 70er-Jahre-Coming of Age-Film Jahrhundertfrauen bei einer deutlich besseren Performance bestaunen.

Doch der eigentliche Coup in der Besetzung von Alien: Covenant hat einen Namen: Michael Fassbender. Dieser liefert eine herausragende Performance ab. Und das gleich zwei Mal. Das Zwischenspiel zwischen David und Walter wäre wohl lange nicht so ein Genuss, wenn jemand anderes die Rolle übernommen hätte. Fassbender gibt hier sein Bestes und erschafft, vor allem mit David, einen der interessantesten Charaktere, die ein Science-Fiction-Film seit langem hatte. Damit stiehlt er dem Alien fast ein wenig die Show.

Hektische Bewegungen und klassische Musik

Cinematographisch hat der Film auf jeden Fall seine Momente, allerdings verfällt die Kamera oftmals in dieselben Probleme, die viele Action- und Horrorfilme heutzutage haben. So bewegt sie sich in den Actionsequenzen oftmals viel zu hektisch, was funktionieren kann, aber in diesem Fall dazu führt, dass man den Handlungen nicht mehr so recht folgen kann. Bei allem, was Landschaftsaufnahmen und Weltraumszenen angeht, wird allerdings alles sehr gut eingefangen. Insgesamt eine solide Kameraarbeit.

Im Score hat Scott allerdings wieder einen Volltreffer gelandet und Jed Kurzel engagiert, bekannt für die Vertonung der Filme seines Bruders Justin (Assassins Creed, Macbeth). Dieser fängt den Flair des Alien-Soundtracks sehr gut ein und gibt ihm einen eigenen Twist, der sich wunderbar in den Film einfügt. Auch sonst wurden einige nette Spielereinen mit Ton betrieben, sei es die erwähnte Flötenszene oder der Einsatz von Richard Wagner.

Schöne Landschaft trifft auf hässliche Aliens

Was hat Ridley Scott nun also aus der Vergangenheit gelernt? Zunächst einmal hat er eines sicherlich nicht vergessen, und zwar, wie man Landschaften inszeniert. Auch der Planet in Alien: Covenant sieht wieder wunderbar aus, tolle Locations wurden ausgewählt und selbst im All sieht alles irgendwie hochwertiger aus als in vielen anderen Filmen. Schade, dass er in diese Schönheit dann nicht sehr ästhetische CGI-Aliens setzt, die alles ein wenig kaputt machen. Dass Scott sich wirklich auf das Original zurückbesinnen sollte und die Aliens so gut wie gar nicht zeigen, ist sicherlich etwas am Ziel vorbei, aber um das ganze wirklich bedrohlich wirken zu lassen, muss wirklich noch an der Umsetzung geschliffen werden.

Scott war sich hier scheinbar nicht wirklich sicher, was für eine Art Film er machen soll. Durch die Kritik an Prometheus hat er versucht, dem Film ein wenig mehr Alienaction zu verpassen, wo diese eigentlich gar nicht unbedingt nötig gewesen wäre. Vor allem der erste Auftritt des Aliens wirkt sehr erzwungen und unnötig. In anderen Szenen funktioniert es besser, aber durch den Mangel an neuen Ideen und kreativem Umgang mit den Aliens wünscht man sich am Ende fast, sie wären noch weniger zu sehen gewesen. Insgesamt gab es aber deutlich weniger Störfaktoren als bei Prometheus.

Fazit

Auch wenn Alien: Covenant noch immer einige Mängel hat, macht es doch sehr viel richtiger als Prometheus. Man sollte sich allerdings klarmachen, dass dies immer noch kein wirklicher Alien-Film ist, sondern viel mehr eine Parabel über Schöpfung mit dem Alien als Nebenprodukt. Wer sich darauf einlassen kann, und vor allem wer Michael Fassbenders Rolle in Prometheus mochte, wird dabei sicherlich seinen Spaß haben.